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Der Lebenslauf von Fritz Gerlich in deutsch

  • 15. Februar 1883 in Stettin;
  • † 30. Juni 1934 im KZ Dachau

Fritz Michael GerlichFritz Michael Gerlich (1932)Fritz war der älteste von vier Söhnen des Kaufmanns und Fischgroßhändlers Paul G. und dessen Ehefrau Therese G., geb. Scholwin. Der Junge wuchs in einem streng kalvinistisch geprägten Elternhaus auf. Die Familie lebte anfänglich in guten wirtschaftlichen Verhältnissen, geriet jedoch durch Fehlspekulationen des Vaters und dessen frühen Tod in schwere Bedrängnis.

Die energische Mutter setzte ihre Ehre darein, ihren Söhnen eine gute Schulbildung zuteil werden zu lassen. Nach dem Abitur am traditionsreichen humanistischen Gymnasium Marienstift in Stettin studierte G. in München zunächst Naturwissenschaften. Für das dritte Semester immatrikulierte er sich auf den Wunsch seiner Mutter hin in Leipzig, kehrte aber nach nur einem Monat nach München zurück. Er studierte fortan Geschichte (als Hauptfach, und Historische Hilfswissenschaften und Anthropologie als Nebenfächer).

Um sein Studium zu finanzieren, entwarf der Student Prospekte und Werbematerial für die Firma "Kathreiners Malzkaffee-Fabriken". Nach dem Abschluss des Studiums mit der Promotion zum Dr. phil. (1907) trat Gerlich in den bayerischen Archivdienst.

1914 brauchte Gerlich aus gesundheitlichen Gründen nicht in den Krieg zu ziehen. Die Kriegsereignisse verstärkten sein ohnehin schon stark ausgeprägtes nationales Empfinden. Bald wandte sich Gerlich, der zunächst Friedrich Naumann und dessen "Nationalsozialer Partei" nahe gestanden hatte und als Sekretär des "Liberalen Arbeitervereins" in München tätig gewesen war, den "Alldeutschen" zu, deren annexionistische Politik er tatkräftig unterstützte.

Im Frühjahr 1917 gründete er u. a. mit Karl Graf Bothmer "Die Wirklichkeit. Deutsche Zeitschrift für Ordnung und Recht". Noch im Spätherbst des Jahres ihrer Gründung wurde die radikal national geprägte Wochenschrift verboten.

1920 erreichte Gerlich mit 37 Jahren das Angebot, die Stelle des Chefredakteurs der "Münchner Neuesten Nachrichten" (MNN) zu übernehmen. Seine Aufgabe war es, "die Zeitung so zu führen, daß sie zum "Bollwerk für nationale Erneuerung gegen Sozialismus und republikanische Politik' wurde". Die MNN waren die bedeutendste Tageszeitung Bayerns. In enger Zusammenarbeit mit Paul Nikolaus Cossmann, dem Vertreter der großindustriellen Eigentümer der Zeitung, verfasste Gerlich, als überzeugter Kommunisten- und Sozialistenhasser, deutschnational gestimmte Aufsätze.

Mit Adolf Hitler traf er 1923 dreimal privat zusammen. Nach dem missglückten Hitlerputsch (1923) distanzierte sich der Journalist von Hitler und seiner Gefolgschaft. Er wurde zu einem der profiliertesten Gegner der nationalsozialistischen Bewegung. Die Münchner Neuesten Nachrichten schlugen in den Folgejahren einen politisch gemäßigten Kurs ein und unterstützten zum Beispiel die auf Ausgleich ausgerichtete Politik Stresemanns.

1928 verließ Gerlich die Zeitung und kehrte Ende 1929 in den Staatsdienst zurück. Nach Begegnungen mit Therese Neumann von Konnersreuth seit 1927 konvertierte er im September 1931 zum Katholizismus. Im Kreis der Freunde der Therese Neumann entstand die Idee, eine politische Wochenzeitung zur Auseinandersetzung mit dem linken und dem rechten politischen Extremismus zu gründen. Mit der Unterstützung von Erich Fürst von Waldburg-Zeil konnte die Zeitung „Der Illustrierte Sonntag" angekauft werden, der 1932 in „Der Gerade Weg" umbenannt wurde.

In seiner Zeitung kämpfte Gerlich entschieden gegen die politischen Irrlehren der Zeit an. In zunehmendem Maße trat dabei die Auseinandersetzung mit dem aufsteigenden Nationalsozialismus in den Vordergrund. Der im Tonfall immer heftiger geführte Kampf brachte der Zeitung eine wachsende Leserzahl ein, aber keine Deckung der Verlagskosten.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 war Gerlichs Schicksal besiegelt. Am 9. März wurde die Redaktion des „Geraden Wegs" von der SA gestürmt und Gerlich nach schweren Misshandlungen in „Schutzhaft" genommen. Anläßlich des sog. „Röhmputsches" wurde er am 30. Juni 1934 ins KZ Dachau verschleppt und dort erschossen.

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